Festival Rümlingen 2011 – Neue Musik – Theater – Installation

Biografien

 

 

Komponist/innen:

 

Peter Ablinger (*1959) studierte Grafik und Jazz-Klavier, bevor er ab 1979 Kompositionsunterricht bei Gösta Neuwirth und Roman Haubenstock-Ramati nahm. 1982 zieht er nach Berlin, wo er 1988 das Ensemble Zwischentöne gründet, das bis heute aus einer Mischung von professionellen Musikern und Laien besteht. Die Auseinandersetzung mit unüblichen Instrumenten, Spielorten, Aufführungspraktiken und Notationsformen sind paradigmatisch für die Arbeit des Ensembles. 1992/93 unterrichtete Ablinger als Gastprofessor an der Universität für Musik und Darstellende Kunst Graz, 1998 erhielt er der Förderpreis des Kunstpreis Berlin. 1999 war er Gastdozent der Wiener Tage für zeitgenössische Klaviermusik, 2002 Gastkomponist des Instituts für elektronische Musik Graz, 2005 Preisträger der österreichischen Gesellschaft für elektronische Musik. Neben seiner kompositorischen Tätigkeit, die auch Installationen und Musiktheater bis hin zur Oper umfasst, initiierte und leitete er etliche Festivals. Peter Ablinger will musikalische Situationen schaffen, in denen die Wahrnehmungsfähigkeit des Hörers oft stark unter- oder überfordert wird, um ihn dazu anzuregen, seine Aufmerksamkeit und Wahrnehmung von Wirklichkeit zu schärfen und reine Gegenwart erfahrbar zu machen.


Cecilia Arditto (*1966) wurde in Buenos Aires geboren und studierte Musik am Conservatorio Julián Aguirre, am Centro de Estudios Avanzados en Música Contemporánea (CEAMC) und am Conservatory of Amsterdam. Sie nahm unter anderem Kompositionsunterricht bei Gabriel Valverde in Argentinien und bei Mariano Etkin. Als wichtige künstlerische Inspiratoren nennt sie Luigi Nono, Robert Bresson und Cesar Aira. Arditto war zweimal Gastkomponistin an der Universität der Künste Berlin und erhielt Kompositionsaufträge vom niederländischen Fonds Podium Kunsten. Zur Zeit beschäftigt sie sich vor allem mit dem Musiktheater im Rahmen der von ihr gegründeten multidisziplinären Plattform «Stichting planB», an der KünstlerInnen aus verschiedenen Ländern beteiligt sind. Seit 2002 lebt sie in den Niederlanden.


Malin Bång (*1974) lebt in Stockholm. Sie studierte Komposition und Philosophie an verschiedenen Hochschulen in Schweden, in Paris und Berlin. Ihre Arbeiten umfassen Kompositionen für Instrumentalensembles und Orchester, Musiktheater, elektronische Musik, Klanginstallationen und Performance-Stücke. Malin Bång ist Composer In Residence für die «Curious Chamber Players», Schwedens engagiertestem Ensemble für junge zeitgenössische Musik, mit dem sie seit 2003 eine intensive Zusammenarbeit verbindet. Bång erhielt bereits viele Kompositionsaufträge und Auszeichnungen, etwa von Integra, der Fondation de Royaumont, dem Ultima Festival, von den Nordic Music Days, dem Schwedischen Radio, dem Swedish Concert Institute, der Royal Swedish Music Academy, ferner die Staubach Honoraria 2009 vom Internationalen Musikinstitut Darmstadt und der Harry und Alice Eiler Stiftung sowie 2010 den Kranichsteiner Stipendienpreis.


Alvin Curran (*1938), in Providence / Rhode Island geboren, begann nach Studien bei Elliott Carter seine musikalische Laufbahn im Jahr 1965 in Rom als Mitbegründer des radikalen Musikerkollektivs «Musica Elettronica Viva», als Solokünstler und als Komponist für die Avantgardistische Theaterszene Roms. In den 1970er Jahren komponierte er eine Reihe von Solostücken für Synthesizer, Stimme, Tonbandklänge und aufgefundene Objekte. Er entwickelte ausserdem eine Reihe von Konzerten für Seen, Häfen, Parks, Gebäude, Steinbrüche und Höhlen, seine «Naturlaboratorien». In den 1980er Jahren weitete er seine Idee einer musikalischen Geographie aus, indem er simultane Radiokonzerte für drei, dann sechs grosse Instrumentalensembles schrieb, die so «gemeinsam» in verschiedenen europäischen Metropolen konzertierten. Daneben schrieb er zahlreiche Radio- und Instrumentalstücke. Von 1991 bis 2006 war Curran «Darius Milhaud-Professor» am Mills College.


Patrick Frank (*1975) wurde in Rio de Janeiro geboren und studierte Klavier bei Martin Christ, Musiktheorie bei Andreas Nick sowie Komposition bei Thomas Müller und Isabel Mundry. 2003 realisierte Frank sein erstes interdisziplinäres Projekt SEIN/NICHTS, welches in Zürich und Baar aufgeführt und von den World New Music Days 2004 zur Realisation ausgewählt wurde. Im Mai 2006 wurde die Konzert-Installation Limina in Koproduktion mit der IGNM Basel in Basel produziert und später zum umfangreichen, reflexiven Projekt Limina ausgebaut. Im März 2007 kam es im Europäischen Zentrum der Künste Hellerau, Dresden, zur Uraufführung. Frank setzt sich intensiv mit Kulturtheorie und -kritik auseinander und studiert seit 2007 Philosophie und Kulturwissenschaften an der Universität in Luzern. 2005 war er Preisträger des Werkjahres der Christoph-Delz Stiftung, Basel. Er erhielt 2007 ein Werkjahr für Komposition von der Stadt Zürich und ist Preisträger des Kunstpreises Zollikon 2010. Frank arbeitet als freischaffender Komponist in Zürich, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des Studios für Neue Musik der Hochschule der Künste, Zürich und Gründer der Internetplattform kluuu.net, die im Herbst 2011 online geht.


Jürg Frey (*1953), in Aarau geboren, schloss seine musikalische Ausbildung am Conservatoire de Musique de Genève in der Solistenklasse von Thomas Friedli ab und wandte sich zunächst einer Laufbahn als Klarinettist zu. Später rückten seine Aktivitäten als Komponist vermehrt in den Vordergrund. Frey hat sowohl mit Instrumentalkompositionen und mit Inszenierungen von weiten und stillen Klangräumen im elektronischen Bereich als auch mit installativen Arbeiten eine eigene Sprache entwickelt. Er erhielt Einladungen von renommierten Veranstaltern wie März Musik/Berliner Festspiele, Rheinisches Musikfest, «Interpretations» in New York und vom Centre Culturel Suisse in Paris. Immer wieder ist er aber auch zu Gast bei kleinen, kreativen Konzertveranstaltern, wie «music we’d like to hear» (London), «Ny Musik Boras» (Schweden), «The Dog Star Orchestra» (Valencia, CA), «heim.art» Neufelden in Österreich oder «Klang im Turm» (München). Seine künstlerische Tätigkeit als Klarinettist und Komponist wird dokumentiert durch diverse Aufnahmen, die in der Edition Wandelweiser Records erscheinen. Jürg Frey lebt mit seiner Familie in Aarau, unterrichtet Klarinette und veranstaltet als Leiter der Konzertreihe «moments musicaux aarau» Konzerte mit zeitgenössischer Musik.


Tom Johnson (*1939) aus Colorado, Komponist, Performer und Autor, studierte Musik an der Yale University und bei Morton Feldman. Er ist vermutlich am besten bekannt für seine Opern, insbesondere «The Four Note Opera», die 1972 New York City uraufgeführt und seither über sechzig Mal in mindestens neun Sprachen inszeniert wurde. Im Laufe der Jahre spielten aber neben den Opern auch nichtszenische Kompositionen eine immer grössere Rolle. Von 1972 bis 1982 war Johnson Neue-Musik-Kritiker für «Village Voice». Seine wöchentliche Kolumne dokumentierte auch das Aufkommen und die Entwicklung der «minimal music» in New York. Seit 1983 lebt Johnson in Paris. «Die Welt ist einfacher zu verstehen,» sagt er, «wenn man sie von einer Position aus betrachtet, die ungefähr auf dem halben Weg zwischen Moskau und Washington liegt.»


Yoav Pasovsky (*1980) wurde in Haifa, Israel, geboren und ist in Jerusalem aufgewachsen. Mit fünf Jahren fing er an, Klavier zu spielen und mit dreizehn zu komponieren. In den darauffolgenden Jahren schrieb er hauptsächlich elektronische Musik. 2001 wandte er sich der akustischen zeitgenössischen Musik zu. Ein Jahr später erhielt er dann seinen ersten Kompositionsunterricht bei Andre Hajdu. Im Oktober 2003 zog er nach Berlin, wo er sein Kompositionsstudium bei Stephan Winkler fortsetzte. Zurzeit studiert er Komposition bei Daniel Ott an der Universität der Künste Berlin. Darüber hinaus belegt er die Fächer Musikwissenschaft und Japanologie an der Humboldt-Universität zu Berlin.


Genoël von Lilienstern (*1979), in Monschau geboren, ist ein deutscher Komponist. Lilienstern absolvierte seine Kompositionsstudien in Bremen, Den Haag und Berlin u. a. bei Younghi Pagh-Paan und Hanspeter Kyburz, außerdem nahm er an Meisterkursen bei Georges Aperghis, Douglas Repetto, Brian Eno und Peter Eötvös teil. Er war Stipendiat der Ensemble Modern Akademie in Frankfurt, der Darmstädter Ferienkurse und der Akademie der Künste Berlin. Er erhielt den Hanns-Eisler-Preis für Komposition und Interpretation zeitgenössischer Musik, den Ring.Award.off (2008) und einen Sonderpreis der Komischen Oper Berlin für seine Roboter-Oper Rigolator. Seine Werke wurden vom Ensemble SIC Reims, dem Kammerensemble Neue Musik Berlin, Ensemble Modern Akademie, Ensemble Mosaik, Ensemble Surplus, decibel Birmingham, open lab London, MIM Tallinn und dem Trio Ovid aufgeführt. Lilienstern lebt als freischaffender Komponist in Berlin.


Dieter Schnebel (*1930) stammt aus Lahr/Baden. 1949 begann er ein Studium an der Freiburger Musikhochschule. Zusätzlich besuchte er Vorlesungen Martin Heideggers an der Freiburger Universität und knüpfte engen Kontakt zu den Protagonisten der Kranichsteiner (heute Darmstädter) Ferienkurse für Neue Musik. Von 1952 bis 1956 studierte er evangelische Theologie, Philosophie und Musikwissenschaft in Tübingen. Daran schloss sich eine Pfarr- und Lehrertätigkeit in Kaiserslautern, Frankfurt a. M. und München an. 1976 wurde eigens für ihn eine Professur für experimentelle Musik und Musikwissenschaft an der Hochschule der Künste in Berlin eingerichtet, die er bis zur Emeritierung 1995 innehatte. Anfänglich komponierte Schnebel strikt seriell, die Ablehnung jeglichen Dogmatismus führte ihn dann aber zu experimentellen Konzept- und Prozesskompositionen. Durch die Gründung der Theatergruppe «Die Maulwerker» an der Hochschule der Künste systematisierte Schnebel seine nur teilweise auf den «Fluxus» zurückzuführenden, offenen Werkkonzepte, in denen Musiker zum unkonventionellem Einsatz ihrer Instrumente und Stimmen und zu Aktionen im Raum aufgefordert werden. 1991 wurde Schnebel mit dem Lahrer Kulturpreis ausgezeichnet. 1999 verlieh ihm die Stadt Schwäbisch Gmünd den erstmals vergebenen Preis der Europäischen Kirchenmusik.


Urs Peter Schneider (*1939) wurde in Bern geboren. Er ist Komponist und Improvisator, Interpret und Pädagoge. 1959–66 studierte er bei Walter Lang und Bruno Seidlhofer Klavier sowie bei Sándor Veress und Karlheinz Stockhausen Komposition in Bern, Köln und Wien. 1968 gründete Schneider das «Ensemble Neue Horizonte Bern». 1983 erhielt er den Grossen Musikpreis des Kantons Bern und 1964 bis 1987 sechs weitere Preise als Pianist und Komponist. Er lebt seit 1966 in Biel, wo ihm 2006 der Kulturpreis der Stadt zuerkannt wurde. 1955 bis 2004 schuf Schneider etwa zwölf Dutzend Kompositionen aller Sparten und hatte über 2000 Aufführungen in Europa, Amerika und Russland. Bis 2002 war er Professor für Theorie und Ensemble an der Musikhochschule Bern. In letzter Zeit trat er vermehrt als Performer, oft mit eigenen Textkompositionen, auf. Schneider ist Spezialist für (vor)klassische und für konzeptuelle Musik. 2009 erhielt er den Kompositionspreis des Schweizerischen Tonkünstlervereins.


Ernstalbrecht Stiebler (*1934) ist gebürtiger Berliner und studierte Komposition, Tonsatz und Klavier an der Hamburger Musikhochschule. Wichtige kompositorische Anregungen bekam er bei den Darmstädter Ferienkursen ab 1958 (Kompositionskurs bei Karlheinz Stockhausen 1959). 1966 erhielt er das Bachpreisstipendium der Hansestadt Hamburg. 1969–95 war er Musikredakteur beim Hessischen Rundfunk (Sendungen, «Studio für Neue Musik», Konzertveranstaltungen und Weekends). In den 70er Jahren arbeitete er mehrfach mit Dieter Schnebel zusammen (Aufführungen der «Choralvorspiele» und «Maulwerke»). 1989 Gründung und Leitung der Konzertreihe «Forum Neue Musik» beim Hessischen Rundfunk. 1991 Teilnahme und Preis beim Kompositionsseminar «Stille Musik» im Künstlerhaus Boswil. 1997–99 war er Präsident der GNM, der Deutschen Sektion der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik (IGNM). Ernstalbrecht Stiebler lebt heute in Frankfurt/Main.


Peter Streiff (*1944) wurde in Bern geboren. Nach der Ausbildung zum Grafiker begann er sein Musikstudium am Konservatorium Bern. Seit 1969 ist er Mitglied des «Ensemble Neue Horizonte Bern». Ab 1971 hat er fünf Jahre lang mit Kindern und Jugendlichen in verschiedenen Unterrichtsgebieten gearbeitet. Von 1973 bis 1989 war Streiff Lehrer für Theorie, Analyse und Neue Musik am Konservatorium Winterthur. Seit 1987 bekleidet er den gleichen Lehrauftrag am Konservatorium Bern und am Sekundarlehramt der Universität Bern.


Manos Tsangaris (*1956) wurde in Düsseldorf geboren. Er studierte 1976 bis 1983 an der Musikhochschule Köln bei Mauricio Kagel Komposition und Neues Musiktheater und bei Christoph Caskel Schlagzeug. Tsangaris erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Stipendien, u. a. das Werkstipendium des Kunstfonds Bonn e.V. (1990), das Bernd-Alois-Zimmermann-Stipendium der Stadt Köln (1991), das Stipendium der Akademie Schloss Solitude, Stuttgart (1993/94). Im März 1997 wurde ihm der Kunstpreis Berlin der Akademie der Künste Berlin (Musikförderpreis) verliehen. Manos Tsangaris schreibt seit den 1970er-Jahren Gedichte, die 1986 erstmals im Thürmchen Verlag veröffentlicht wurden, es folgten zahlreiche weitere Publikationen. Seit 1988 Ausstellungen mit Theater-Apparaten und Zeichnungen. Seit 1993 Kurator des Diözesanmuseum Köln (u. a. die Hörausstellung walkmen und die Veranstaltungsreihe Hören/Sehen). 2002/03 im Leitungsteam des Schauspiel Köln, für das er heute beratend tätig ist. Tsangaris lebt und arbeitet als Komponist, Autor und Schlagzeuger in Köln.


Cathy van Eck (*1979) ist Komponistin und Klangkünstlerin. Ihre Arbeiten umfassen sowohl Kompositionen für Instrumente und Live-Elektronik als auch Performances mit Klangobjekten, die sie oft selbst entwirft. Sie studierte Komposition und elektronische Musik am Royal Conservatory in Den Haag und an der Universität der Künste in Berlin. Van Eck hat ihre Werke an zahlreichen Festivals aufgeführt, so zum Beispiel beim Gaudeamus Festival in Amsterdam, bei TRANSIT in Leuven, beim NYCEMF in New York, dem SPARK Festival in Minneapolis, der Klangwerkstatt in Berlin, beim Performance Festival «Der Längste Tag» in Zürich, beim Hapzura Digital Art in Israel, dem Avantgarde Schwaz in Österreich oder Spaziomusica in Italien. Derzeit promoviert van Eck am Orpheusinstitute in Ghent und der Leiden University über «Lautsprecher und Mikrophone als Musikinstrumente». Seit März 2007 unterrichtet sie an der Hochschule der Künste Bern im Fachbereich Musik und Medienkunst.


Hans Wüthrich (*1937), geboren in Aeschi / Kanton Bern, studierte am Konservatorium Bern Klavier bei Sava Savoff und Musiktheorie bei Sándor Veress. 1967–73 nahm er Kompositionsunterricht bei Klaus Huber und promovierte etwa zeitgleich an der Universität Zürich in deutscher Sprach- und Literaturwissenschaft, Philosophie und Musikwissenschaft. 1971–85 war Wüthrich Lehrbeauftragter für Sprachwissenschaft an den Universitäten Zürich und Basel. 1974 gründete er das Ensemble «mixt media basel», das sich besonders Werken im Zwischenbereich von Musik und Theater widmet. Von 1985 bis 2002 war Wüthrich Dozent für Musiktheorie, Analyse und Gehörbildung an der Musikhochschule Winterthur-Zürich. Er erhielt den Kompositionspreis der Stadt Zürich 1972, Kompositionspreise an den «Internationalen Kompositionswettbewerben Boswil» 1974, 1976 und 1978, im Jahre 1984 den «Grand Prix Paul Gilson de la Communauté radiophonique des programmes de la langue française» und 1991 den Spartenpreis für Musik des Kantons Basel-Landschaft. Seit 2002 ist Wüthrich freischaffend. Er lebt in Arlesheim (CH) und Murg-Oberdorf (DE).

 

 

 

 

 

Autoren

 

Elfriede Jelinek (*1946), geboren in Mürzzuschlag (Steiermark), studierte in Wien Theaterwissenschaft, Kunstgeschichte und Musik. Ausbildung zur Organistin, seit 1966 freie Autorin. Für ihr Werk erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen, darunter 1989 den Würdigungspreis der Stadt Wien für Literatur, 1998 den Georg-Büchner-Preis, 2002 den Theaterpreis Berlin und den Heinrich-Heine-Preis. Im Oktober 2004 folgte schliesslich der Literatur-Nobelpreis. Jelineks Texte zeigen manipulierte Existenzen in entindividualisierender Gesellschaft, bestimmt durch falsche Glücksvorstellungen. Wir sind Lockvögel, Baby zeigt das Nebeneinander von Sprach- und Bewusstseinsmustern in der Gesellschaft. […] In Die Liebhaberinnen werden in schonungsloser Satire Lebensumstände und Bewusstsein zweier unterprivilegierter «Schicksalsträgerinnen» vorgeführt. Totenauberg, ein Stück über die Philosophen Martin Heidegger und Hannah Arendt, in dem das «urdeutsche Wortgeklingel» Heideggerscher Dunkelheiten zur Kenntlichkeit entstellt wird. Oh Wildnis, oh Schutz vor ihr ist zugleich eine Absage an modische Naturmystik wie der Versuch einer Satire auf Erscheinungen des Kulturbetriebes. Mit der Erniedrigung der Frau beschäftigt sich der Roman Lust. […] Ein von der Kritik zwiespältig aufgenommener Roman voller Sprachexperimente, der das grosse stilistische Können der Autorin dokumentiert. (www.rowohlt.de)


Jürg Laederach (*1945) wurde in Basel geboren und begann nach dem Abschluss des Humanistischen Gymnasiums ein Studium der Mathematik und Physik an der ETH Zürich. Später wechselte er zur Universität Basel, wo er Romanistik, Anglistik und Musikwissenschaft studierte. Laederach hatte 1986/87 eine Gastdozentur für Poetik an der Universität Graz inne, 1987 war er Poet in Residence an der Universität-Gesamthochschule Essen. Neben seinen literarischen Aktivitäten trat Laederach, der Saxophon, Klarinette und Klavier spielt, gelegentlich als Musiker mit der Basler Jazzformation «BIQ» auf. Er schreibt auch als Jazzkritiker für Zeitschriften. Jürg Laederach ist Verfasser von experimenteller Prosa sowie von Theaterstücken und Hörspielen. Daneben hat er sich als Übersetzer aus dem Englischen und Französischen einen Namen gemacht.


Klaus Merz (*1945) wurde in Aarau geboren. Nach dem Lehrerseminar und dem damit erworbenen Primarlehrerdiplom bildete er sich zum Sekundarlehrer weiter. Merz arbeitete in einer Akademie für Erwachsenenbildung und hatte einen Lehrauftrag für Sprache und Kultur an einer Technikerschule. Heute lebt er als Erzähler und Lyriker in Unterkulm. Als Dramatiker hat er verschiedene Theaterstücke verfasst. «Tremolo Trümmer» (1988) und «Am Fuss des Kamels» (1994) heissen die beiden Prosa-Sammlungen, die weiterführen, was der Autor in anderen, eher experimentellen Büchern mit Prosa und Gedichten umschrieb. Seine bekannteste Veröffentlichung ist der 1997 erschienene Roman Jakob schläft. In vielen Arbeiten von Klaus Merz zeigt sich eine grosse Affinität zur (bildenden) Kunst, was die zahlreichen Beiträge und Essays zu Bildern und Ausstellungen oder etwa die Künstlerporträts bestätigen. Zahlreiche Auszeichnungen, u.a. Solothurner Literaturpreis 1996, Hermann-Hesse-Literaturpreis 1997, Gottfried-Keller-Preis 2004, Aargauer Kulturpreis 2005, Werkpreis der Schweizerischen Schillerstiftung 2005.


Thomas Meyer (*1955) studierte an der Universität Zürich Musikwissenschaft bei Kurt von Fischer und Hans Ulrich Lehmann sowie Literaturkritik bei Werner Weber. Er arbeitet seit 1978 als Free Lancer für verschiedene Zeitungen, Radiostationen (vor allem DRS 2), Fachzeitschriften und Konzertveranstalter. Musikwissenschaftliche Essays, vor allem in den Bereichen Klaviermusik, Filmmusik, Zürcher Musikleben und Neue Musik. Unterrichtstätigkeit. Er lebt mit seiner Familie unweit von Zürich.


Urs Richle (*1965), in Wattwil/St. Gallen geboren, arbeitete nach Abschluss des Lehrerseminars ein Jahr in Gais, Kanton Appenzell. 1989 bis 1992 nahm er Wohnsitz in Berlin, wo er eine Zeitlang Soziologie und Philosophie studierte. Nach mehreren Autorenstipendien (u.a. an der Akademie Schloss Solitude Stuttgart) und Literaturpreisen brach er aber das Studium ab, um sich ganz der Schriftstellerei zu widmen. Daneben 1996/97 Teilnahme an der Drehbuchwerkstatt München (Hochschule für Film und Fernsehen München) und 2006 Diplom «Ingénieur HES en Ingénierie des médias, orientation IT» (Ecole d‘ingénieur CO-MEM+, Lausanne). Neben der Arbeit als freier Autor ist er seitdem als Ingenieur im Rahmen verschiedener Forschungsprojekte an der Universität Genf tätig. Seit Oktober 2007 ist Urs Richle ausserdem Dozent am Schweizerischen Literaturinstitut der Hochschule der Künste Bern.


Peter Weber (*1968) wurde in Wattwil/Toggenburg geboren. Nach seiner Schulzeit lebte er mehrere Jahre in Zürich. Hier arbeitete er in mehreren Projekten mit Musikern aus verschiedenen Bereichen, unter anderem «Bahnhofsprosa live» mit Denis Aebli (Schlagzeug, Elektronik, Vox theremin), «Singende Eisen, Spangen und Gleise» mit den vier dichtenden Maultrommlern (Bodo Hell, Michel Mettler, Anton Bruhin, Peter Weber) zusammen. Er hatte zudem Auftritte mit dem improvisierenden Streichquartett «Die Firma» aus Zürich und Bern. 1993 erschien sein erster Roman «Der Wettermacher». Peter Weber erhielt unter anderem den Einzelwerkspreis der Schweizerischen Schillerstiftung für «Silber und Salbader», den Solothurner Literaturpreis und den Schillerpreis der Zürcher Kantonalbank.